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I N K O N T I N E N Z    M A N N

INKONTINENZ MANN > ProACT


Das ProACT-Verfahren

Harninkontinenz nach radikaler Prostatektomie (Abb. 1, 2). tritt je nach Literaturangabe in 3-60% der operierten Patienten auf. Sie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein, von einigen Tropfen Harnverlust bei körperlicher Anstrengung bis zu permanentem Harnverlust, ohne die Möglichkeit auch nur geringe Mengen Harn halten zu können. Besonders bei ausgeprägter Inkontinenz kommt es fallweise zusätzlich zu einer Blasenschrumpfung, sodaß frühzeitig eine entsprechende Therapie einsetzen sollte.
Die Postprostatektomieinkontinenz resultiert aus einer Beeinträchtigung der Basiskontinenz (Ruhekontinenz) durch Schädigung glattmuskulärer Sphinkteranteile. Funktionell quergestreifte Sphinkteranteile können diese Funktion teilweise übernehmen, typischerweise kommt es jedoch durch Ermüdung zu vermehrtem Harnverlust in der 2. Tageshälfte.
Als zusätzliche Komponente stört die direkte Traumatisierung des Schließmuskels im Rahmen dieses Eingriffes sowie besonders eine postoperative Narbenbildung im Bereich des Sphinkters die Dynamik der Schließfunktion. Dementsprechend kann therapeutisch entweder die Verbesserung der Basiskontinenz durch Erhöhung des uretheralen Widerstandes genügen, oder es muß die gesamte Dynamik des eigentlichen Verschlusses (Auf/Zu Mechanismus) durch ein dynamisches System (hydraulischer Sphinkter) ersetzt werden.



Abb. 1 + 2
__ "männlicher Harntrakt vor und nach Prostatektomie"





ProACT™

Das ProACT™ Verfahren dient der Behandlung der Inkontinenz nach Prostataoperationen beim Mann durch Erhöhung des uretheralen Widerstandes und führt damit zur Verbesserung der Basiskontinenz. Es wurde von Herrn Prim. Univ. Doz. Dr. Hübner und seinem Team in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Firma Uromedica entwickelt.



Eingriff:
In einem 15 bis 20 minütigen Eingriff werden 2 kontrastmittelgefüllte Silikonballons unter Durchleuchtungskontrolle an den Blasenhals plaziert (wo früher die Prostata gelegen war, Abb. 3). Die Ballons führen zu einer Widerstandserhöhung der Harnröhre, die röntgenologisch nachweisbar ist (retrogrades Urethrogramm, Abb. 4). Diese Ballons werden mit 1-4 ml Flüssigkeit (KM + Propylenglycol) schon während der Operation gefüllt.


Abb. 3 __ ProACT





Abb. 4 __ retrogrades Urethrogramm




Zu diesen Ballons führen 2 Ventile, die unsichtbar unter die Haut des Hodensacks verlagert werden und mit einer dünnen Nadel anpunktiert werden können. Dadurch ist es möglich, jederzeit nach der Operation die Füllungsvolumina der Ballons zu verändern (gleichsam die Größe der Prostata zu verändern), falls dies notwendig sein sollte. Dieses Adjustieren des Ballonvolumens geschieht in der Ambulanz oder Ordination und ist mit der Belastung einer Impfung zu vergleichen.


Abb. 5 __ ProACT Ballon





Abb. 6 __
ProACT Operation




Bisherige Erfahrungen:
Seit 1999 wurden am Humanis Klinikum Korneuburg weit über 150 Patienten mit dieser Methode erfolgreich behandelt (Stand Sept. 2004). Damit besteht an dieser Abteilung weltweit die mit Abstand größte Erfahrung. Mit dieser Methode können rund 80% aller betroffenen Patienten geheilt oder zumindest deutlich gebessert werden.
Bei Anwendung des ProACT™ Verfahrens wird ähnlich dem Vorliegen einer vergrößerten Prostata der Harnröhrenwiderstand erhöht. Da der untere Harntrakt des Mannes auf eine derartige Widerstandserhöhung durch die normalerweise vorhandene Prostata adaptiert ist, erfolgt die Miktion (Harnlassen) trotzdem ohne Schwierigkeiten.

Andere Verfahren:
Zur Behandlung der männlichen Inkontinenz werden neben dem ProACT™ Verfahren auch verschiedene Schlingenplastiken (InVance™, Remeex usw.), sowie der hydraulische Sphinkter nach Scott angeboten. Diese Methoden kommen an unserer Abteilung ebenfalls zum Einsatz, in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle kann jedoch mit der ProACT™ Methode, die für den Patienten die geringste Belastung darstellt, bereits das Problem gelöst werden. Die anderen genannten Methoden werden für Patienten mit besonderer Fragestellung (bestrahlte Patienten, Blasenmuskelschwäche, fehlgeschlagene ProACT™ Implantation, etc) eingesetzt.
Schleimhautunterspritzungen im Sphinkterbereich haben sich sowohl in der Literatur als auch in der eigenen Erfahrung als ineffizient erwiesen und werden bei uns nicht mehr durchgeführt.








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